fritz Wilhelm Fritz

Verfasser:
Verena Gillard
Erschienen in „Vorarlberg Singt“ Nr. 3/2015
Wilhelm Fritz wuchs als jüngstes Kind einer musikalischen Bergbauernfamilie in Mittelberg auf. Sein Vater spielte Geige und gründete mit seinen Kindern ein hauseigenes Streichquartett, in dem Wilhelm die Bratsche übernahm. So lernte er schon relativ früh Werke von Haydn und Schubert kennen.
Nach acht Volksschuljahren besuchte Wilhelm Fritz das Katholische Lehrerseminar in Feldkirch und maturierte dort im Jahre 1936. Seine erste Anstellung als Lehrer führte ihn in die einklassige Volksschule in Bildstein, später unterrichtete er in Warth, bis er 1939 einrücken musste. Seine Musikalität und Fertigkeit auf dem Akkordeon und der Trompete brachte ihn im 2. Weltkrieg mit erfahrenen Musikern in Kontakt, von denen er vieles lernte. Seine große Liebe zur Oper entbrannte bei einem Aufenthalt in Oslo, als er das Akkordeon reparieren lassen musste und in der Stadt fast jeden Abend im Opernhaus zu sehen war. Zeugnis davon sind handschriftliche Notizen von Ausschnitten aus Opern wie „Parsifal“, „Tannhäuser“, „Carmen“, „Otello“, „Cavalleria Rusticana“ und „Samson und Dalila“, die er später als Organist bei Zwischenspielen und Auszügen nach der Heiligen Messe auf der Orgel zum Besten gab.
Wilhelm Fritz kehrte 1945 vom Krieg heim und wurde sofort als Volksschuldirektor in Mittelberg eingesetzt. Es währte nicht lange, und schon hatte sich eine Mädchensinggruppe um den feschen jungen Mann geschart: die „Goldene Dreizehn“. Die beste Sängerin, Anneliese Seelenmayer, wurde 1949 seine Frau. Gesungen wurden Heimatlieder, Abendlieder und vor allem Tirolerlieder. 1948 gründete Wilhelm Fritz den Männerchor Kleinwalsertal mit 22 Mitgliedern. Dort hatten wohl die Trinklieder und Liebeslieder das Sagen …
Mit dem Kirchenchor stellte sich Wilhelm Fritz besondere Aufgaben. Die Kleine Orgelsolomesse von Haydn und die Schubertmesse in G-Dur gehörten zum Standardrepertoire, und 1951 wagte er sich an Mozarts Krönungsmesse – das Orchester holte er sich von Oberstdorf. 1973 führte er mit den vereinigten Kirchenchören des Tales Haydns Paukenmesse auf. Das Orchester, bestehend aus ehemaligen Kriegskameraden, reiste aus Wels an.
Bald wurden im Tourismusort Mittelberg auch wieder die traditionellen Heimatabende aufgenommen. Wilhelm Fritz als Volksschuldirektor, Organist, Kirchenchorleiter und Leiter der Trachtengruppe Mittelberg bemängelte das Fehlen von „eigenen“ Liedern und begann, inspiriert von Dichtern wie Ildefons Flatz und Haberilla Linder, selbst zu komponieren. Im Laufe der Zeit entstanden zuerst Lieder in der Hochsprache, dann etwa 200 Mundartlieder. Die Grundlage bildeten vor allem Gedichte aus dem Tal, dem Allgäu und dem Bregenzerwald.
Eine seiner Singgruppen, die weit über die Grenzen hinaus bekannt wurde, nannte sich „Walser Maika“. Dieses kleine Ensemble wusste bei Heimatabenden mit Liedern von Wilhelm Fritz zu überzeugen, sollte aber auch ab und zu bei der Sonntagsmesse einspringen, wenn der Kirchenchor nicht singfähig war. Hier griff Wilhelm Fritz auf die „Deutsche Bauernmesse“ von Anette Thoma zurück und beschloss schließlich im Jahre 1973, selbst eine Mundartmesse zu komponieren. So entstanden in der Folge die „Schwäbische Singmesse“, die „Allgäuer Mundartmesse“, die „Lustenauer Messe“, die „Wäldermesse“ und die „Walser Kindermesse“.
Mittlerweile war der ausgebaute Heustall des alten Walserhauses in Mittelberg zu einem beliebten Treffpunkt von Singgruppen aus nah und fern geworden. Sängerinnen und Sänger aus dem Tal, dem ganzen Allgäu und dem Bregenzerwald gaben sich die Klinke in die Hand, wenn es darum ging, Texte vertonen zu lassen, neue Lieder einzustudieren, den letzten Schliff vor einem Auftritt zu erlangen oder auch nur in gemütlicher Runde zu singen und zu jodeln.
Die zahlreichen Vertonungen von Mundarttexten wurden 1992 im Singbuch „Liederbogen von Wilhelm Fritz“ zusammengefasst und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Viele davon sind Volkslieder geworden, und seine Mundartmessen für Männerchor, Frauendreigesang und gemischten Chor erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit.
Seine Kinder Tiburt Fritz (1950 – 2010), Elisabeth Babich-Fritz (1951), Verena Gillard-Fritz (1952), Mathias Fritz (1955) und Koletta Fritz (1959) haben sich seines musikalischen Erbes mit großem Fleiß und Engagement angenommen.
Werkverzeichnis
Werkverzeichnis Wilhelm Fritz