hollenstein-erich-foto Erich Hollenstein
1932 – 2011

Verfasser:
Axel Girardelli
Erschienen in „Vorarlberg Singt“ Nr. 2/2011

Erich Hollenstein, geboren am 26. Februar 1932, studierte nach der Matura an der Lehrerbildungsanstalt in Feldkirch in Regensburg Kirchenmusik und schloss das Studium mit dem Diplom ab. Danach war er – neben seinem Beruf als Volksschullehrer und später als Volksschuldirektor – Chorleiter mehrerer Kirchenchöre. So leitete er fünf Jahre lang den Kirchenchor St. Peter und Paul in Lustenau und über zwölf Jahre den Kirchenchor St. Martin in Dornbirn. Außerdem war er über 22 Jahre Leiter des Chores der Trachtengruppe Lustenau. Die ersten Kompositionen entstanden allerdings erst nach seiner Pensionierung im Jahr 1990.

Dabei war ihm die Pflege der Volksmusik immer schon ein großes Anliegen. Es erschien ihm wichtig, dass möglichst viele Menschen für diese Musikrichtung begeistert werden können.

Zu einem guten Lied gehört – laut Hollenstein – unbedingt ein guter Text. Ihm gefiel die Vorarlberger Mundart sehr gut, die Schönheit und die Verschiedenheit der Dialekte unseres Landes waren für ihn interessant. Als geborener „waschechter“ Lustenauer war er natürlich von der Lustenauer Mundart besonders angetan, und die Gedichte von Sieglinde Fitz-Grabher und Hannes Grabher gehörten zu seinen bevorzugten Textvorlagen.

Erich Hollenstein erklärte in einem Interview vor mehreren Jahren: „Ich lese ein Gedicht mehrmals durch und dabei kommt die Melodie wie von selbst. Sie ist sozusagen eine Eingebung. Ich habe auch mehrere Instrumentalstücke komponiert. Dabei ist es so, dass mir Melodien einfallen, die ich dann für verschiedene Instrumentalgruppen setze.“

Nach der Anschaffung eines Computers war es seine Hauptaufgabe, die bereits komponierten Stücke, die er davor von Hand geschrieben hatte, in den Computer einzugeben. Damit waren die Lieder praktisch druckreif. Das machte es auch leichter, sie zu verlegen.

Viele seiner Lieder hat er im Eigenverlag herausgegeben. Es gibt auch mehrere Notenhefte, die der Chorverband Vorarlberg veröffentlicht hat. Auch der Verlag Heyn aus Klagenfurt hat eine beträchtliche Zahl seiner Kompositionen herausgegeben. Erich Hollenstein freute sich immer, wenn Instrumentalensembles oder Chöre seine Werke aufführten. Wenn es seine Zeit und die Gesundheit erlaubten, war er bei den Aufführungen anwesend.

„Das Geld ist nicht der Grund, warum ich komponiere.“ Hollenstein hatte Freude an der Musik und mochte die Volksmusik sehr gerne. Deshalb schrieb er Lieder und Stücke im Volkston. Viel wichtiger als das Geld, das er damit verdienen konnte, war ihm, dass seine Lieder gesungen wurden. Er war der Ansicht, dass Musik nur dann lebt, wenn sie erklingt.

Da Erich Hollenstein vorwiegend Lieder in Lustenauer und Bregenzerwälder Dialekt komponiert hat, legte er Wert darauf,  dass der Text so gedruckt wurde, wie er gesprochen und gesungen werden muss. Wer seine Noten genauer studiert, findet alle Wörter lautgetreu geschrieben, sodass es nicht allzu schwierig ist, die Texte zu singen.

230 Lieder und viele Tänze für Instrumentalensembles stammen aus Hollensteins Feder. Er hat einige alte Tänze aus Vorarlberg für Saitenmusikensemble gesetzt und mehrere neue Tänze geschrieben. Ein Walzer aus dieser Reihe wird von Vorarlberger Orchestern als Konzertwalzer gespielt. Außerdem gibt es von ihm zwei Messen: die „Lustenauer Kindermesse“ und die „Lustenauer Messe“.

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er im „Seniorenhaus am See“ in Hard. Stets war er der Musik gegenüber sehr aufgeschlossen und freute sich, wenn im Seniorenhaus gesungen und musiziert wurde.

Am 8. März 2011 verstarb Erich Hollenstein. Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.