Hans-Lutz1 Hans Lutz

Verfasser:
Michael Jagg
Erschienen in „Vorarlberg Singt“ Nr. 4/2014
Das Wichtigste ist der Erhalt und die Pflege des bodenständigen Volksliedes, denn in ihm liegt viel Gehalt und Wahrheit“
Mit seinen Liedern bereicherte er die Vorarlberger Liedlandschaft, als Bewahrer des Vorarlberger Volksliedes war er eine wichtige Persönlichkeit unserer Chorlandschaft. Heuer im Sommer jährte sich sein Geburtstag zum hundertsten Mal.
Hans Lutz wurde am 17. Juli 1914 in Bregenz geboren, als drittes von sieben Kindern. Sein Vater war der spätere Bezirkschulinspektor Roman Lutz. Die Musikalität war Hans Lutz in die Wiege gelegt, er wuchs in einem musizierenden und singenden Umfeld auf.
Nach der Volksschule Bregenz-Rieden besuchte er das Gymnasium Gallusstraße. In dieser Zeit trat er der katholischen Jugendbewegung bei – das gemeinsame Singen von Volksliedern begeisterte und prägte den jungen Hans Lutz. Um diese Lieder auch instrumental begleiten zu können, erlernte er autodidaktisch das Gitarrenspiel – Klavier lernte er bereits seit seinem achten Lebensjahr an der Musikschule Bregenz. Schule und Jugendbewegung boten ihm reichlich Gelegenheit, bei Festen und Feiern die passenden Lieder anzustimmen. Wenn für einen Anlass das entsprechende Lied nicht vorhanden war, griff Hans Lutz zur Feder und schuf selbst, was er brauchte.
Nach der Matura 1934 legte Hans Lutz 1935 die Lehrerreifeprüfung in Innsbruck ab. Von 1938 bis 1939 war er an den Volksschulen Weiler, Buchenberg und Egg angestellt, die stellenlose Zeit davor nutzte er für seine eigene Weiterbildung: Er nahm Unterricht in Sologesang und Bühnensprache an der Musikschule Bregenz.
Im Jahr 1939 wurde Hans Lutz zum Kriegsdienst eingezogen. An der Mosel lernte er Kärntner Soldaten kennen, die ihn baten, sie beim Gesang zu leiten. In den sechs Jahren Krieg, der ihn von Norwegen über Frankreich bis nach Jugoslawien und Griechenland verschlug, leitete Hans Lutz ständig einen Soldatenchor, um die 40 Kameraden aus Kärnten und der Steiermark. „Die Musik, das gemeinsame Singen waren der einzige Lichtblick in dieser dunklen Zeit“, erklärte Hans Lutz in einem Interview Jahrzehnte später.
Nach dem Krieg unterrichtete Hans Lutz an der Hauptschule Bregenz-Belruptstraße sowie an der Kaufmännischen Berufschule und am Privatgymnasium des Klosters Mehrerau. Von 1956 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1976 war Hans Lutz Direktor an der Mädchenhauptschule Bregenz-Rieden. 1970 wurde ihm der Titel Oberschulrat verliehen.
In all diesen Jahren stellte er für die Schulen unseres Landes das „Vorarlberger Liederblatt“ zusammen. Herausgeber dieses Liederblattes war das Vorarlberger Volksliedwerk, dem Hans Lutz 1953 beitrat und dessen Mitarbeiter und Schriftführer er über viele Jahre war. Insgesamt 43 Folgen des „Vorarlberger Liederblattes“ trugen seine Handschrift.
An der Veröffentlichung des „Vorarlberger Liederbuches“ war Oberschulrat Hans Lutz maßgeblich beteiligt. Ein Gremium, bestehend aus Fachleuten und Mitgliedern des Vorarlberger Sängerbundes und des Volksliedwerkes, beschloss 1977 die Erstellung einer umfassenden Volksliedsammlung in Form eines Buches. Vier Jahre lang sammelte Hans Lutz Lieder aus sämtlichen Talschaften unseres Landes, sichtete, verbesserte und redigierte in unzähligen Arbeitsstunden. Im April 1981 erschien das „Vorarlberger Liederbuch“, die erste Auflage von 10.000 Stück war bald vergriffen, es musste eine zweite Auflage gedruckt werden.
Für seine großen Verdienste um das Vorarlberger Volkslied wurde Hans Lutz im Jahr 2000 mit dem Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg ausgezeichnet.
„Wälder ka nüd jedar sinn“, „As wäldorat, as hoamolat“ oder „Widokätzle“ sind nur einige seiner vielen Lieder, die auch heute noch gerne und oft gesungen werden. „A der Ach duß“ war wohl sein Lieblingslied, denn er war sein Leben lang ein waschechter und begeisterter Bregenzer.
Hans Lutz wurde 90 Jahre alt. In der Osternacht 2004 starb er im Kreise seiner Familie.
Was er für den Erhalt und den Fortbestand des Vorarlberger Volksliedes geleistet hat, ist und bleibt von unschätzbarem Wert.