Wilhelm
Original Gertrud Stärk/Repro Stadtarchiv
Dornbirn, Sign. 7082
Wilhelm Stärk

Verfasser:
Herbert Schwendinger
Erschienen in „Vorarlberg Singt“ Nr. 2/2013

Eine der bedeutendsten Vorarlberger Musikerpersönlichkeiten des vorigen Jahrhunderts, Wilhelm Stärk, wurde vor 100 Jahren, am 11. April 1913, in Wien geboren. Schon als Gymnasiast begann er zu komponieren. Daneben studierte er Klavier und Violine und erwarb nach der Matura das Kapellmeister-Diplom am Neuen Wiener Konservatorium. Als Solorepetitor und Dirigent war er dann an verschiedenen deutschen Bühnen, so in Greifswald, an der Volksoper Berlin, an der Semper-Oper in Dresden und am Volkstheater Gotha-Eisenach tätig.

Seine aufstrebende Dirigentenlaufbahn wurde durch Militärdienst und Kriegsgefangenschaft jäh unterbrochen, und er kam 1945 schließlich nach Vorarlberg, wo er sein Domizil aufschlug. Hier entwickelte er eine rege musikalische Tätigkeit und avancierte so rasch zu einem wichtigen und unermüdlichen „Motor“ im Musikleben Vorarlbergs und Liechtensteins der Nachkriegsära. Ab 1946 war er musikalischer Leiter des neugegründeten Vorarlberger Landestheaters, in dem damals regelmäßig Opern und Operetten aufgeführt wurden. Ab 1950 leitete er die Operettenbühne Vaduz, ab 1955 die Gesellschaft der Musikfreunde Bregenz. 14 Jahre lang gestaltete er während der  Sommermonate Kurkonzerte im Musikpavillon in den Seeanlagen. 1963 reaktivierte er die Opernbühne Dornbirn, mit der er in den folgenden Jahren – vor dem Bau des Kulturhauses in einem Wirtshaussaal (!) – Operetten und große Opern aufführte. Seine Vielseitigkeit stellte er auch als Blasmusikdirigent (Harmoniemusik Vaduz) und Chorleiter (Männerchor Alberschwende, Liederkranz Dornbirn und Männerchor Vaduz) unter Beweis. In Dornbirn, wo er sich 1953 endgültig niederließ, leitete er von 1963 bis 1976 die Musikschule.

Seine Vorliebe galt vor allem der Ernsten Musik und ganz besonders der Oper. Als Komponist bediente er aber nahezu alle Genres sowohl der Ernsten als auch – notgedrungen – der Unterhaltungsmusik und schuf ein vielfältiges OEuvre von über 100 Werken. Er komponierte Kammermusik, Orchesterwerke, gehobene Unterhaltungsmusik für sein Kurorchester, Blasmusik, Lieder, Chorwerke, Opern („Das Herrenrecht“ u. a.), Operetten („Rendezvous am Bodensee“, „Barbara fällt vom Himmel“ u. a.), Schauspielmusik bis hin zu Gesangsnummern der leichten Muse.

Seine Chorwerke sind vor allem Gelegenheitskompositionen für das Repertoire seiner Chöre. Hervorzuheben ist eine „Missa profana“ für Soli, Chor, Orgel und Orchester.

Wilhelm Stärk war kein „Neutöner“. Er komponierte im spätromantischen Stil, den er jedoch vorsichtig erweiterte und mit Elementen des Jazz und mit neuen Tanzrhythmen garnierte. Seine Musik zeichnet sich stets durch gesundes, in langjähriger Praxis erprobtes Musikantentum aus.

Sein verdienstvolles Wirken wurde mit mehreren Preisen und Ehrungen ausgezeichnet, darunter die Ehrengabe der Vorarlberger Landesregierung, das Ritterkreuz des Fürsten von Liechtenstein, die Verleihung des Titels „Professor“ durch den Österreichischen Bundespräsidenten und mehrere Kompositionspreise.

Er verstarb kurz nach Vollendung seines 75. Lebensjahres am 26. Juli 1988 in Dornbirn.

Werkverzeichnis
Werkliste Wilhelm Stärk