Verena Gillard

Verfasser:
Axel Girardelli
Erschienen in „Vorarlberg Singt“ Nr. 4/2020
Verena Gillard, geb. Fritz, wurde in Mittelberg, Kleinwalsertal, geboren und verbrachte ihre Kindheit in einem sehr musikalischen Elternhaus. Mit der Mutter spielte sie vierhändig am Klavier, der Vater legte öfters Schallplatten mit Opernarien oder Schubertliedern auf. Alle fünf Geschwister bekamen Klavierunterricht, und so wurden im Haus Geige, Gitarre, Kontrabass, Harfe und alle erdenklichen Zupfinstrumente gespielt. Die ersten sieben Lebensjahre wohnte die Familie im Mittelberger Schulgebäude, in dem der Kirchenchor ein Stockwerk tiefer probte. Später kamen Allgäuer und Vorarlberger Gesangsgruppen in den geräumigen Proberaum des Elternhauses, um sich den letzten Schliff beim Vater Wilhelm Fritz zu holen. Er setzte seine Familie beim Heimatabend auch als Familiengesang ein. Viele Lieder aus seiner Feder wurden bei diesen Abenden gespielt und gesungen.

Ausbildung und Studium

Verenas Hauptinstrument ist das Klavier. Bereits mit zwölf Jahren spielte sie erstmals Orgel in der Mittelberger Kirche. In diesem jugendlichen Alter war für sie bereits klar, dass sie Musiklehrerin werden will. Ihr Vater und auch ihr Musiklehrer Gebhard Wiederin, der mit dem Klassenchor beim Jugendsingen teilnahm und auch den Schulchor leitete begeisterten sie für die Musik. Am Mozarteum in Salzburg lernte sie außerdem später im Rahmen ihres Studiums Blockflöte und Querflöte. Prägende Persönlichkeiten an der Universität waren Domkapellmeister und Chorleiter Anton Dawidowicz und Cesar Bresgen, bei dem sie Tonsatz studierte und ihr Repertoire stark erweiterte.

Neue musikalische Welten

Als Verena John Gillard kennen lernte, eröffnete sich eine neue musikalische Welt: Er spielte Flamenco, Blue Grass, Flat Picking, aber auch klassische Stücke, und die Country-, Rock- und Popmusik mit Woody Guthrie, Lonnie Donnegan, Bob Dylan, Phil Collins, Peter Gabriel, Sting, Dire Straits, Joni Mitchell und vielen anderen begeisterten die Studentin. Nach dem Abschluss des Studiums heiratete das junge Paar und zog nach Bregenz. Verena wurde Lehrerin am Bundesgymnasium Bregenz Blumenstraße und John arbeitete als Gitarrenlehrer an der Musikschule. Beide traten immer wieder – auch gemeinsam – auf und spielten ihre Lieblingsmusik. Nachdem Wolfgang Lässer die Leitung der „Cantores Brigantini“, dem Schulgemeinschaftschor des Gymnasiums Blumenstraße abgab, wurde Verena Gillard Chorleiterin und blieb das bis heute. Es folgten viele erfolgreiche Konzerte, Wertungssingen und weitere Auftritte.

Volksmusik – ein wichtiges Anliegen

Das Volkslied ist und bleibt Verena Gillard ein wichtiges Anliegen. Sie engagiert sich im Vorarlberger Volksliedwerk und wurde Herausgeberin der Zeitschrift „Die Maultrommel“. Für sie hat die Volksmusik gerade im Chorwesen einen besonderen Stellenwert, vor allem auch, wenn es um geselliges Singen geht. Und das Volkstanzen hat für sie immer schon einen besonderen Reiz gehabt. Viele Vorarlberger Chöre kennen die Liedbearbeitungen von Verena Gillard. Es ist ihr dabei gerade bei Volksliedern wichtig, das Genre nicht zu verfremden. Ihrer Meinung nach müssen Volkslieder spontan ansingbar sein und auch Jodler sollten nicht unterschätzt werden. Eine von Verana Gillards Kompositionen ist das Lied „Lobpreis der Himmelskönigin“. Es steht zum kostenlosen Download auf der Chorverband-Homepage zur Verfügung. Irgendwann möchte sie mit ihrem Chor das „Agnus Dei“ von Samuel Barber aufführen. Dieses Chorwerk, ursprünglich war es ein „Adagio for Strings“, ist voller Dramatik und lässt alle Stimmlagen auf wunderbar sphärische Weise zu Wort kommen. Verena Gillard mag die „Klassiker“ Bach, Schubert, Wagner, Strawinsky und viele mehr. Die Radiosender Ö1 und BBC3 sind ihre absoluten Lieblinge. Und bei den Bregenzer Festspielen und der Schubertiade sind sie und ihr Mann Stammgäste. Gelegentlich geht sich auch ein Besuch der Wiener Staatsoper oder des Münchner Residenztheaters zu Opern wie „Elektra“ oder „Wozzeck“aus.