greussing1 Josef Greußing
1844 – 1908

Verfasser:
Herbert Schwendinger
Erschienen in „Vorarlberg Singt“ Nr. 4/2011

Josef Greußing war zweifellos der bedeutendste Musiker des Bregenzerwaldes im 19. Jahrhundert.

Er wurde 1844 in Au (Bregenzerwald) geboren. Nach dem Besuch der Volksschule lernte er das Schuhmacherhandwerk, zeigte aber schon früh vielseitiges musikalisches Interesse, das offensichtlich von seiner Mutter, die selbst Organistin war, gefördert wurde. So spielte er bereits mit elf Jahren Klarinette und lernte auch sehr früh das Klavier- und Orgelspiel. Später lernte er auch noch Violine, Gitarre und Zither. Seine musikalischen Fertigkeiten erwarb er sich autodidaktisch. Gelegentlich erhielt er Unterricht von durchreisenden Musikern.

Bald vertrat Greußing seine Mutter an der Orgel, begnügte sich aber nicht mit der Begleitung des Gemeindegesangs, sondern gründete eine „Gesangsschule“ (Kirchenchor), die er im Sinne der neu aufkommenden Cäcilien-Bewegung leitete. 1875 wurde er auch für die neu gegründete Gesangsschule im Nachbarort Schoppernau als Gesangslehrer engagiert.

Mit 20 Jahren gründete er außerdem eine „Musikbanda“, mit der er bei verschiedenen öffentlichen Anlässen nicht nur in Au, sondern im ganzen hinteren Bregenzerwald aufspielte.
So gastierte er im Fasching 1877 auch in Mellau. Kurz darauf übernahm er dort das Gasthaus „Sonne“ und übersiedelte nach Mellau. Sofort entfaltete er neben seiner Tätigkeit als Wirt ein vielfältiges musikalisches Schaffen als Kirchenmusiker, Kapellmeister und Lehrer für Gesang, Klavier, Orgel und diverse Blasinstrumente. Zwei Jahre später heiratete er Anna Katharina Moosmann.

Schon bald nach seiner Übersiedlung übernahm er die Organistenstelle und im Jahr darauf auch die Leitung des bereits bestehenden Kirchenchores, die er bis 1889 innehatte.

Auch in Mellau gründete er noch im Jahr seiner Übersiedlung einen Musikverein, die „Zehnermusig“, benannt nach der Anzahl seiner Musikanten. Diesem Beispiel folgten 1883 einige junge Männer aus Schnepfau, die sich ebenfalls unter der Leitung des Mellauer Sonnenwirts zu einer „Musikbanda“ zusammentaten. Im gleichen Jahr wurde auch in Schwarzenberg eine Musikkapelle gegründet, deren erster Kapellmeister Josef Greußing war. Zwei Jahre später gelang es dem bekannten Dichter Gebhard Wölfle in Bizau, eine kleine Kapelle ins Leben zu rufen, und auch hier wurde Greußing als Kapellmeister gewonnen. Im Jahre 1904 übernahm er die Leitung der neu gegründeten Kapelle in Andelsbuch.

1907 erkrankte Josef Greußing an einem Herzleiden und verstarb 1908 tief betrauert in Mellau.

Um Kosten zu sparen, schrieb Greußing für seine Chöre viele Werke eigenhändig ab. Dadurch und durch fleißiges Studium bedeutender Meisterwerke und einschlägiger Fachliteratur eignete er sich ein umfassendes musikalisches Wissen an, das ihn auch befähigte, eigene Werke zu komponieren. Den Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens bildete naturgemäß die Blasmusik. Für seine diversen Kapellen schrieb er Märsche und Tänze. Daneben gibt es aber eine beachtliche Zahl an Chorwerken und einige Klavierstücke. Seine Männerchöre hat er möglicherweise auf Auftrag komponiert. Jedenfalls wurden sie gerne gesungen – unter anderem vom Liederhort Hatlerdorf und vom Nibelungenhort Hohenems. Sein Kompositionsstil ist der Zeit entsprechend von der Romantik geprägt und zeigt eine große Meisterschaft, die auch kontrapunktische Satztechnik einbezieht.

Werkverzeichnis
Werkliste Greußing Josef