Hofer-Vetter-Pauli Pauli Hofer-Vetter

Verfasserin:
Annemarie Bösch-Niederer
Erschienen in „Vorarlberg Singt“ Nr. 3-2013

Pauli Hofer-Vetter stammt aus einer kulturell und volkskundlich sehr interessierten Lustenauer Familie. Ihr Vater war der bekannte Hauptschullehrer und Heimatschriftsteller Benno Vetter, dessen Publikationen aufschlussreiche Hinweise zum Brauchtum in Lustenau liefern. Geboren wurde Pauli am 3. Februar 1923 in Lustenau. Ihre Ausbildung war klassisch:  Sie erhielt von Cilli Elsensohn-Hämmerle den ersten Klavierunterricht, später in Dornbirn von Musikdirektor Franz Offermanns (1883 – 1942). Nach Beendigung des Studiums an der Kirchenmusikschule in Regensburg im Jahre 1942 nahm sie ein Studium an der Akademie für Tonkunst in München auf, übersiedelte bedingt durch Kriegswirren aber bald an die Musikakademie nach Wien.

Die junge Musikerin kehrte nach Lustenau zurück und sollte fortan in ihrer Heimatgemeinde für mehr als 60 Jahre hinweg das Musikleben bereichern: als Organistin, Lehrerin für Musik und Zeichnen an der Hauptschule sowie für Klavier, Orgel und Theorie an der 1946 neu gegründeten Rheintalischen Musikschule. 1952 schloss sie mit dem Musiker Walter Hofer (1923 – 1970), einem Schüler von Wolfgang Schneiderhahn, Mitglied des Vorarlberger Funkorchesters und späteren Konzertmeister der Stuttgarter Philharmoniker, den Ehebund.

Pauli Hofer-Vetter war nicht nur eine hervorragende Musikerin und Pädagogin – mit großer Leidenschaft begab sie sich auf die Suche nach dem Liederschatz ihrer Heimatgemeinde Lustenau – und sie wurde fündig.

Ihr volksmusikalisches Interesse führte sie 1954 in den Kreis der namhaften Initiatoren einer großen Volkslied-Sammel- und Pflegebewegung. Im „Ausschuss Vorarlberg des Österreichischen Volksliedwerkes“ konnte sie sich über viele Jahre hinweg als einzige Frau in einer noch von Männern dominierten Forscherwelt behaupten.

Pauli Hofer verdanken wir eine umfangreiche Sammlung von alten, bereits vergessenen, aber auch bekannten Liedern, die während der Arbeit in den Webkellern, bei landwirtschaftlicher Tätigkeit, zur Unterhaltung am Feierabend oder zu kirchlichen Anlässen gesungen wurden. Nahezu 200 von ihr handschriftlich aufgezeichnete Lieder sind heute in der Musiksammlung des Vorarlberger Landesarchivs in Bregenz dokumentiert, die Liedanfänge sind per Internet weltweit abrufbar.

Als 1977 die erste großangelegte wissenschaftliche Feldforschung des Institutes für Volksliedforschung in Wien und des Österreichischen Volksliedwerkes in Vorarlberg durchgeführt wurde, war Pauli Hofer-Vetter erste Ansprechpartnerin für die Singtradition in Lustenau.

Viele unbezahlbare Arbeitsstunden wandte sie dafür auf, das gesammelte Material schriftlich niederzulegen und auch zu publizieren, um – wie sie es selbst 1980 im Vorwort zum ersten ihrer beiden Liederbücher ausdrückte –

„der Jugend den Reichtum unseres Liederschatzes in althergebrachter Art vorzuführen, aber auch um der älteren Generation die Lieder wieder ins Gedächtnis zu rufen“.

Der Kontakt zur Jugend war durch die Schule gegeben. Für ihren Gesangsunterricht setzte die Lehrerin so manches in Lustenau gesungene Lied mehrstimmig. Einige ihrer Liedsätze wurden in den 1980er-Jahren in das „Vorarlberger Liederbuch“ aufgenommen, dessen Redaktion sie tatkräftig unterstützte. 2003 wurde Pauli Hofer-Vetter zum Ehrenmitglied des Vorarlberger Volksliedwerks ernannt.

Bis ins hohe Alter war die begeisterte Volksliedsängerin in und mit ihren Singgruppen aktiv. Am 3. April 2013 ist ihr Gesang verstummt, ihr musikalisches Erbe wird uns aber weiterhin begleiten.

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