Josef Anton „Pepi“ Prantl

 

6.7.1895 – 23.11.1951

Verfasser:

Verena Prantl-Stock (Enkelin des Komponisten)

Erschienen in „Vorarlberg Singt“ Nr. 1/2022

 

Als viertes Kind des Sparkassenbeamten Alois Prantl aus Schwaz (Tirol) wollte Josef Anton („Pepi“) Prantl trotz schwerer Asthma-Erkrankung schon von klein auf seiner Berufung – der Musik – nachgehen. So sang er als Sängerknabe eifrig in der Region. Doch seine Eltern verlangten von ihm, einen „anständigen“ Beruf zu erlernen und vermittelten ihm nach der Schule eine Lehrstelle als Orgelbauer. Der Lehrmeister erkannte jedoch schnell, dass in ihm mehr Begabung zur Musikalität vorhanden war als zum Handwerk. So empfahl auch er den Eltern, ihrem Sohn seines Talentes wegen ein Musikstudium zu ermöglichen. Und tatsächlich durfte Pepi nun bei Josef Pembauer in Innsbruck, bei Alexander von Zemlinsky in Prag (zum Erlernen des Dirigates) und schließlich am Hoffmanschen Konservatorium und Musikseminar in Bochum studieren.

Erste Schritte in der Schweiz und in Deutschland

Nach Unterbruch durch den Ersten Weltkrieg, mit Fronteinsatz und schwerer Verletzung, ging der angehende Komponist in die Schweiz – nach Neuenburg. Dort absolvierte er das Konservatorium und war bald an verschiedenen Orten als Kapellmeister tätig – in Luzern, Solothurn und zuletzt auch in Biel. Letzteres spielte in seinem Leben eine sehr gewichtige Rolle: Dort bekam er 1922 Gelegenheit zur Uraufführung seiner im Jahr zuvor geschriebenen Operette „Die Zwillinge“ – seines großen „Jugendwerkes“. Man darf sogar vermuten, dass Pepi im Zuge der Produktion hier auch seine erste Ehefrau Lotte Hellwig – Sopranistin und Tänzerin aus Polen – kennenlernte. Kurze Zeit später verpflichtete ihn ein langfristiger Vertrag an das fürstliche Putbussche Schauspielhaus auf Rügen in Deutschland, wo er u.a. den Schauspieler Hans E. Berg kennengelernt hat, der in seinem autobiografischen Buch „Es kommt ein Wagen her aus Böhmen“ über seine Begegnung mit Pepi Prantl ausführlich berichtet.

Gesucht: Dirigent für Brasilien

Erst 1929 – mitten in der großen Rezession – ergab sich ihm unverhofft eine einmalige Gelegenheit: Das Städtchen Joinville (damals eine in erster Linie „deutsche Koloniestadt“) bot ihm an, als Dirigent und Komponist an dessen Opernhaus zu arbeiten. In Folge konnte er dort sogar mit zwei seiner Künstlerkollegen – dem Violin-Virtuosen Ewald Müller und José Paini – ein Privatkonservatorium gründen, das unter ihrer gemeinsamen Leitung stand. In Joinville entstanden im Laufe der Jahre die schönsten Werke des Komponisten. Darunter seine wohl musikalische Höchstleistung: die Oper „Yara“ mit dem Libretto aus der Hand des deutschbrasilianischen Dichters Otto Adolf Nohel. Im Jahre 1936 vollendete Pepi Prantl zudem seine große Sinfonie „Das Haus auf dem Berge – Bilder aus einem brasilianischen Garten“ mit sechs klangvollen benannten Sätzen (Von Schmetterlingen umgaukeltes Blumenbeet, Orchidee, Auf der Wiese, Abendstimmung, Blütenrausch, Königin der Nacht).

Zurück in die Heimat, fern aller Heimat

Mit dem Wissen seines Könnens und der Sicherheit seines beachtlichen Erfolges als Komponist und Musiker in Brasilien, kehrte Pepi Prantl Ende der 1930er-Jahre für einige Monate nach Europa zurück. Doch mit dem bereits alltäglichen Wahnsinn des damals tiefbraun eingefärbten Deutschen Reiches dürfte er nicht gerechnet haben. Denn nach einigen erfolglosen Versuchen, seine Oper „Yara“ zur Aufführung zu bringen, fand er durch den nahenden Krieg keine Möglichkeit mehr zur Rückkehr nach Brasilien und musste sich stattdessen überlegen, wo und vor allem wie er die nachfolgenden Jahre „überdauern“ konnte.

Ein Komponist wird Musikdirektor

Als er erfuhr, dass in Vorarlberg mehrere für ihn geeignete Stellen ausgeschrieben waren, bewarb er sich kurzerhand in Bludenz als Musikdirektor und wurde dort prompt eingestellt: In seinem neuen Betätigungsfeld und auch als Leiter des städtischen Orchesters fand sich der Vollblutmusiker schnell in einer sehr einnehmenden Aufgabe wieder und kehrte damit in ein geradezu alltägliches Leben zurück – fernab seiner Erfolge in Brasilien. In dieser Zeit verliebte sich Pepi Prantl auch in die junge Thusnelda Schneider. Sie gaben sich 1943 das Ja-Wort, und „Thussy“ schenkte ihrem Pepi 1945 einen kleinen Buben: Wolfram Andreas Prantl.

Pepi Prantl blieb seiner Berufung indes weiterhin treu: Er komponierte, gab Klavierunterricht und engagierte sich als Organist in der evangelischen Kirche in Bludenz. Gemeinsam mit seiner Frau Thussy veranstaltete er unermüdlich Liederabende (bei denen sie seine Lieder sang), Orchesterkonzerte und Bühnenaufführungen. Selbst acht Tage vor seinem überraschenden Tod dirigierte er noch voller Leidenschaft ein Chorkonzert des Liederkranzes mit Orchester in Bludenz. Es sollte sein letzter öffentlicher Auftritt sein: Josef Anton „Pepi“ Prantl verstarb am 23. November 1951 an einem schweren Herzasthma-Anfall. Seither verwaltet seine Familie den musikalischen Nachlass.

Werkverzeichnis

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