Wiederin-Bruno Bruno Wiederin

Verfasser:
Walter Heinzle
Erschienen in „Vorarlberg Singt“ Nr. 3-2012

Geboren am 24. August 1912 in Schruns, wuchs Bruno Wiederin in einem musischen und heimatverbundenen Elternhaus auf – der Vater war Schuldirektor, Chorleiter und Gründer des Heimatmuseums in Schruns. Er besuchte das Gymnasium Mehrerau und absolvierte das Pädagogium in Innsbruck. Die vielfältigen Talente, die in der Jugend erkannt und gefördert wurden, führten zu einer stetigen, sehr eigenständigen künstlerischen Entwicklung. Nach Gesangsstudien in Innsbruck und Feldkirch feierte er mit seiner herrlichen Tenorstimme Erfolge als Solist in Opern und Operetten, in Messen und Liederabenden. Auch in seinem Beruf als Lehrer, der ihn an die Volksschulen in Partenen, Kristberg und Frastanz und zuletzt an die Hauptschule in Bludenz führte, als deren Direktor er 1975 in den Ruhestand trat, setzte er mit seinen Begabungen und seiner Kreativität Akzente: Es entstanden Kinderlieder und Texte, die sein pädagogisches Wirken unverwechselbar und überaus erfolgreich machten.

Bruno Wiederin komponierte insgesamt ca. 100 Lieder, die meisten im Dialekt, die sich durch ORF-Sendungen und durch die Aufnahme ins Vorarlberger Liederbuch schnell verbreiteten und zu „neuen Volksliedern“ wurden: Lieder wie „Brunälla“, „Min Nussbom“, „Öpfili“, „Mi hemligs Plätzli“ usw., die erfreulicherweise immer wieder in Konzertprogrammen von Vorarlberger Chören zu finden sind. Das Geheimnis der Wirkung dieser Lieder ist, dass in ihnen die Originalität der von Bruno Wiederin selber verfassten Mundarttexte genial mit musikalischem Einfallsreichtum zu kleinen Kunstwerken verbunden ist. Man erlebt die Einheit von Text und Melodie, man spürt die Inspirationen, die zu diesen Liedschöpfungen führten. Mit den Worten des Komponisten: „Sprache ist nicht nur die Verständigung zwischen Menschen. Sprache ist auch Musik, und Musik ist die Sprache der Seele. Die innigste Verbindung der Sprache mit Musik ist das Lied.“ Dass diese Verbindung von Sprache und Musik so perfekt gelungen ist, macht die Einmaligkeit der Lieder und die besondere Stellung von Bruno Wiederin im Vorarlberger Liedschaffen aus. Wer diese Lieder richtig interpretieren will, muss manchmal von der notenwertgetreuen Wiedergabe abrücken und dem Rhythmus der Sprache den Vorrang geben: kleine Pausen nach Sätzen, wechselnde Tempi, textbezogene Fermaten, … Dies hat der Komponist immer wieder besonders betont. Auch für Singgruppen von hohem Niveau macht diese Forderung nach Agogik und Dynamik gute Interpretationen der Wiederin-Lieder zu einer Herausforderung. Originalaufnahmen des „Bruno-Wiederin-Quartetts“ auf der CD „Lieder von Bruno Wiederin“ wären dazu eine wertvolle Hilfe.

Bruno Wiederin schrieb seine Lieder immer für eine bestimmte Singgruppe: für eine Schulklasse, für einen Chor, den er leitete, meistens für sein Quartett (Martine Durig, Hedwig Bauer, Ute Hausteiner, Josef Schmidle). So erhielt ein Lied auch gleich den mehrstimmigen Satz, den dieser Klangkörper brauchte. Dass viele seiner Lieder als „Volkslieder“ spontan bei vielen Gelegenheiten auch nur ein- oder zweistimmig gesungen werden, beweist, wie gut Bruno Wiederin den Volkston in seinen Liedern getroffen hat.

Ein wichtiges  Anliegen für Bruno Wiederin war die Kirchenmusik: Er begeisterte mit imposanten Improvisationen an der Orgel und schrieb einige Sakralwerke, zum Beispiel ein „Salve Regina“ für fünf- bis achtstimmigen Chor und Orgel, das in einer kirchenmusikalischen Werkwoche von Gebhard Wiederin erarbeitet wurde, der es auch 1976 mit dem Feldkircher Domchor aufführte.

Wertvolle Impulse und Unterstützung erhielt Bruno Wiederin durch Musiker und Persönlichkeiten des Kulturwesens, wie unter anderem von Cesar Bresgen, Richard Beitl, Edgar Schmidt, Harald Ludescher, Aldo Kremmel, Harald Hronek, Hannes Riesch und Hugo Manahl sowie durch den ORF.

In Bilderausstellungen und Buchveröffentlichungen zeigte sich die Vielseitigkeit des künstlerischen Talents von Bruno Wiederin:

„Mi hemligs Plätzli“, Gedichte und Lieder
„Das Ornament in der Montafoner Volkskunst“, Zeichnungen
„Geschautes und Erlebtes“, Gedichte, Zeichnungen, Bilder
„Singen und Sagen“, Band 1: Wiederin-Lieder, ein- bis dreistimmig gesetzt
„Singen und Sagen“, Band 2: Wiederin-Lieder in Originalsätzen für gemischten Chor, auch Sakralwerke
„Singen und Sagen“, Band 3: Wiederin-Lieder gesetzt für Männerchöre

CD: Lieder von Bruno Wiederin, ca. 20 Lieder (Originalaufnahmen des Quartetts und neue Aufnahmen von Vorarlberger Chören)

1983 wurde Bruno Wiederin in Würdigung seines künstlerischen Schaffens und seiner kulturellen Verdienste durch den Bundespräsidenten der Titel „Professor“ verliehen. Am 24. September 1995 starb Bruno Wiederin.

Werkverzeichnis
Werkliste Bruno Wiederin
Brunälla für GCH (Bruno Wiederin)

Min Nussbom für GCH (Bruno Wiederin)