Die Kraft der verbindenden Stimmen:
Ein Einblick in die Welt des Komponisten Bob Chilcott

Die Kompositionen von Bob Chilcott berühren die Welt der Chormusik auf tiefgreifende Weise. Als Komponist, Dirigent und Sänger prägt die Kraft der Stimmen und der Vokalmusik seit mehreren Jahrzehnten seinen kreativen Schaffensprozess. Ob es sein englisches Erbe, seine Erfahrungen bei den King’s Singers oder die Freude an der Arbeit mit Amateur-Sängern ist – Chilcott findet stets Wege, Musik zu komponieren, die sowohl die Aufführenden als auch das Publikum inspiriert und eine Verbindung zwischen ihnen sowie der Musik auf dem Papier schafft.

Bob Chilcott wurde in England geboren und wuchs dort auf. Zum ersten Mal entdeckte er die Kraft der Chormusik, als er als Chorknabe am King’s College in Cambridge seine erste musikalische Ausbildung erhielt. Anschließend studierte er am Royal College of Music und etablierte sich nach seinem Abschluss als Sänger und Arrangeur. Als Mitglied des weltbekannten Ensembles The King’s Singers trat er nicht nur auf, sondern arrangierte auch viele Stücke des Repertoires der Gruppe. Heute ist Chilcott ein gefragter Komponist, der Auftragswerke für Chöre weltweit schreibt und regelmäßig mit verschiedenen Ensembles zusammenarbeitet.

Der Kompositionsprozess von Bob Chilcott ist sowohl durchdacht als auch reflektiert. Er arbeitet von seinem Zuhause in den ruhigen britischen Cotswolds aus, wo die stille Umgebung seine Arbeit an emotionaler Musik fördert. Sobald eine Idee für eine Komposition Gestalt annimmt, arbeitet er mit einem Dichter zusammen, um den Text für sein Werk zu erhalten. Das Libretto liegt ihm in der Regel vor Beginn der Komposition vor, was ihm ausreichend Zeit gibt, die Emotionalität der Worte zu erforschen und die Musik so zu gestalten, dass sie die Botschaft kraftvoll zum Leben erweckt. Zuerst setzt sich Chilcott an sein Klavier und überträgt seine Gedanken auf Notenpapier. Erst wenn die Komposition vollständig entwickelt ist, gibt er sie in seinen Computer ein, um das Werk abzuschließen.

Die Quellen seiner Inspirationen sind vielfältig. Er schätzt verschiedene musikalische Traditionen und Kulturen, bleibt jedoch seinen eigenen Instinkten und Wurzeln treu, die sich in der Kraft der sakralen Musik und der „englischen Chortradition“ finden. Diese Faszination für emotionale Tiefe spiegelt sich in seiner Arbeit mit spirituellen Elementen wider. Chilcott nennt Aufführungen von Werken von Gabriel Fauré und Benjamin Britten als seine ersten Begegnungen mit der emotionalen Kraft der Chormusik. Besonders betont er eine Aufführung unter der Leitung von Britten, die einen bleibenden Einfluss auf sein Leben hatte.

Stilistisch experimentiert Chilcott gerne mit neuen Techniken. In den letzten zwei Jahrzehnten fanden auch Einflüsse aus dem Jazz ihren Weg in seine Werke. Dennoch werden diese Einflüsse stets mit seiner Tradition der sakralen Musik in Einklang gebracht. Kürzlich hat er begonnen, Hymnen in seine Werke für größere Chöre einzubinden. „Das war herausfordernder, als man denken könnte – eine Hymnenmelodie muss bestimmte Parameter in Bezug auf Tonumfang und Struktur erfüllen“, erklärt er. Diese Herausforderungen verstärken jedoch nur die verbindende Kraft von Chilcotts Werken: die Verbindung zwischen Sängern und Musik. Diese Botschaft zieht sich durch sein gesamtes Repertoire – von Kompositionen für Kinderchöre bis hin zu Arrangements für die King’s Singers.

Viele seiner Werke sind Auftragskompositionen, die von Chören aus der ganzen Welt in Auftrag gegeben werden. Seine Kompositionen richten sich nicht nur an professionelle Chöre, sondern auch an Amateure. Dies ist einer der Gründe, warum Chilcotts kreatives Talent so stark nachgefragt wird. Obwohl sein Kompositionsprozess und seine Inspirationsquellen komplex erscheinen, legt Chilcott großen Wert auf die Zusammenarbeit mit Amateur-Sängern. Bei seinen „Come and Sing“-Tagen sowie in zahlreichen Workshops teilt er weiterhin Einblicke in seine Arbeit, seine Stücke und seine Erfahrungen mit verschiedenen Chören. Interessanterweise nimmt sich Chilcott in diesen Workshops auch Zeit, um die Sänger in die „kniffligeren Ecken“ von Musikstücken einzuführen und mögliche Unsicherheiten auszuräumen. Am Ende solcher Workshop-Tage werden die erzielten Leistungen den Freunden und Familien der Teilnehmer präsentiert. Diese Workshops verstärken die Verbindung von Chilcotts Musik mit den persönlichen Geschichten der Menschen, was er als eine der wesentlichen Erkenntnisse der schwierigen Covid-19-Pandemie betont.

Mit seiner Musik möchte Chilcott Freude in das Leben der Menschen bringen und die Verbindung zwischen ihnen fördern. Wie Chilcott schreibt: „Meine gesamte Karriere, von meiner Zeit als Chorknabe bis zu meinem heutigen Leben als Komponist und Dirigent, hat sich der Chormusik gewidmet. Ich liebe es, wenn ich die Freude am Singen in den Gesichtern der Menschen sehe und in ihren Stimmen höre. Ich hoffe immer, dass meine Musik dies ermöglicht.“


Dieses Interview wurde im Oktober 2024 in einem E-Mail-Austausch zwischen Bob Chilcott und Eva Fink geführt.

Dt. Text ist aus dem englischen übersetzt