Iván Kárpáti
Pianist – Pädagoge – Komponist – Chorleiter

Verfasser:
Paul Faderny
Erschienen in „Vorarlberg Singt“ Nr. 3/2020
Groß und facettenreich ist das musikalische Schaffen von Iván Kárpáti, einer ganz besonderen Musikerpersönlichkeit in Vorarlberg.
Als virtuoser Pianist und umsichtiger Begleiter, speziell auch von Sängerinnen und Sängern, ist er beim Konzertpublikum und bei Musikerkollegen bekannt und beliebt. In seiner Arbeit als Klavierpädagoge konnte er einer Vielzahl von seinen Schülern zu einer hohen Meisterschaft verhelfen. Allen voran Aaron Pilsan, einem jungen Pianisten aus Vorarlberg, in dem die Fachwelt einen der vielversprechendsten internationalen Klavier-Stars der Zukunft sieht. Aber auch als Chorleiter und Komponist, speziell von Chorwerken, ist Iván Kárpáti aktiv.
Da ich selbst als Pianist und Chorleiter tätig bin, war es mir eine besondere Freude, mit Iván Kárpáti ein Interview zu führen und diesen Bericht zu verfassen.
Vor genau 40 Jahren (1980) kam Iván Kárpáti nach Vorarlberg. Angeregt durch einen befreundeten Musiker, wagte er den Schritt aus der Großstadt Budapest nach Götzis. Aber nicht nur die neuen Lebensbedingungen im ländlichen Raum stellten für den Musiker eine Herausforderung dar. Der an der Musikhochschule Franz Liszt in Budapest und weiterführend an der Hochschule Wien ausgebildete Pianist unterrichtete zunächst am Konservatorium in Szomathely (Westungarn). Der anstehende Wechsel vom Hochschulunterricht zum Unterricht an einer Musikschule war zunächst keine leichte Entscheidung. Dennoch entschied sich Iván Kárpáti für ein Leben in Vorarlberg, und nach einem halben Jahr zog die Familie aus Budapest nach. Nach drei Jahren wechselte der Klavierpädagoge von Götzis an die Musikschule Dornbirn, an der er bis zu seiner Pensionierung 2016 unterrichtete. Zwischen 1997 und 2001 war er auch als Korrepetitor am Vorarlberger Landeskonservatorium in Feldkirch tätig.
Mitte der 90er-Jahre begann Iván Kárpáti mit der Übernahme des Gemeindechores der Neuapostolischen Kirche, zunächst als Vizechorleiter, bald darauf als Hauptdirigent seine Tätigkeit als Chorleiter. 1998 gründete er den Kammerchor „il ponte“. Der Name des Chores war bewusst gewählt, wollte man doch auf musikalischem Weg Brücken bauen, auch zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften. Man schloss sich dem Chorverband an, nahm beim Wertungssingen mit Erfolg teil und widmete sich speziell anspruchsvoller geistlicher Musik. Musikalisch und chorisch war es eine sehr schöne und intensive Zeit, wie Iván Kárpáti berichtete, die jedoch mit der Auflösung des Chores nach zehn Jahren ihr Ende fand.
Angebote für interessante Chorleiterstellen gab es einige, auch half der Musiker bei einigen Chören, wie zum Beispiel dem Collegium Vocale Lustenau, Kirchenchor St. Peter und Paul Lustenau, Kirchenchor Rohrbach in Dornbirn, überbrückend aus. Die Arbeit mit dem Gemeindechor der Neuapostolischen Kirche und die regelmäßigen Einsätze mit diesem hinderten Iván Kárpáti jedoch, auf Dauer eine weitere Chorleitertätigkeit anzunehmen.
Leider ist auch dieser Chor von 26 auf 12 Mitglieder zusammengeschrumpft.
Motiviert, rhythmisch und im Blattsingen geschult, lässt sich jedoch noch immer einiges umsetzen. Und immer wieder gibt es für besondere festliche Anlässe in Österreich und Deutschland Zusammenschlüsse dieser Chöre zu einem großen Klangkörper. Für solch einen Anlass hat der Komponist auch den Psalm 103 geschrieben.
In den letzten Jahren widmete sich Kárpáti schwerpunktmäßig immer mehr dem Komponieren sowohl religiöser als auch weltlicher Vokalmusik. Die menschliche Stimme und die Möglichkeiten, mit dem eigenen Chor die Kompositionen aufführen zu können, haben Iván Kárpáti zusätzlich motiviert. Instrumentalkompositionen speziell für Klavier findet man bei ihm nicht, abgesehen von Kompositionsaufgaben in der Studienzeit.
„Für Klavier gibt es einfach so unheimlich viele tolle Werke, auch im technisch sehr anspruchsvollen Bereich, da spüre ich keine Notwendigkeit, etwas zu komponieren“, meint Iván Kárpáti. Sein Kompositionslehrer an der Musikhochschule Franz Liszt, Emil Petrovics, war sein großes Vorbild: „Er war ein wunderbarer Mensch, seine Musik kam direkt aus dem Herzen, es war ehrliche Musik.“
In der Musik von Emil Petrovics, der nicht nur in Ungarn bekannt und anerkannt ist, fand Iván Kárpáti auch eine Bestätigung für seine Kompositionsweise. „Du musst nicht ausschließlich extrem und total atonal komponieren, um Neues zu schaffen, selbst in Dur lässt sich noch Neues schreiben.“ Der Zwölftontechnik hat er sich nie verpflichtet gefühlt, und mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: „Vielleicht auch, weil ich nicht so gut in Mathematik war.“ Er steht für seine Kompositionen gerade, sie sollen dem Zuhörer etwas sagen und in ihm etwas auslösen.
Leicht hat man es jedoch als Komponist in Vorarlberg nicht, fügt Iván Kárpáti hinzu. Auf das Abenteuer „neue Werke von lokalen Komponisten“ lassen sich leider nicht alle Chöre ein. Gerade bei zeitgenössischen Chorwerken braucht es unbedingt einen motivierten Chorleiter, der sich mit seinem Chor durch diese neuen Klanglandschaften im wahrsten Sinne des Wortes durchbeißt.
Aber auch für den Komponisten ist es unheimlich wichtig, sein Werk von menschlichen Stimmen vorgetragen, mit Text, Phrasierung und Dynamik als Gesamtkunstwerk zu erfahren.
Deshalb füge ich meinem Bericht das Werkverzeichnis von Iván Kárpáti bei.
So gibt es jedem Chorleiter die Möglichkeit, in der nächsten Zeit, wenn Corona es wieder zulässt, das eine oder andere Werk von Iván Kárpáti zum Klingen zu bringen.
Viel Freude damit.
Werkverzeichnis