Gerda Poppa

Verfasserin: Victoria Türtscher
Erschienen in „Vorarlberg Singt“ Nr. 4/2023
Die Vorarlberger Komponistin Gerda Poppa, geboren 1963 in Feldkirch, hat über Umwege und mit viel Mut, Leidenschaft und Entschlossenheit ihren Traum zum Beruf gemacht. Sie wuchs in Rankweil auf und machte zunächst die Ausbildung zur Buchhalterin. Neben ihrer Arbeit in einem Steuerbüro begann sie, nach mehrjährigem vorbereitenden Klavier- und Orgelunterricht, das Orgelstudium am Landeskonservatorium bei Prof. Bruno Oberhammer, welches sie 1995 mit dem Konzertdiplom abschloss. Von 2002 bis 2004 studierte sie Orgelimprovisation bei Jürg Brunner in St. Gallen und bildete sich in Meisterkursen und Workshops fort. Gerda Poppa ist als Organistin in Österreich und der Schweiz tätig.

„Ich bin eine Spätzünderin …“

Die Idee, Komposition zu studieren, kam erst später. Als ihre zwei Kinder fünf und sieben Jahre alt waren, hatte Gerda Poppa wieder mehr zeitlichen Freiraum. Sie steckte gerade in den Vorbereitungen für ein Konzert mit Orgel und vier Posaunen und es fehlte noch ein gemeinsames Stück. Eines Morgens wachte sie auf und hatte eine Komposition im Kopf – sie schrieb sie kurzerhand nieder und brachte sie zur Aufführung. „Im Nachhinein betrachtet, war es ein Anfängerstück – ich würde es so nicht mehr schreiben und aufführen.“ Aber dieses Ereignis und die Erkenntnis „Das kann ich …“ haben dazu geführt, dass Gerda sich für das Kompositionsstudium bei Prof. Herbert Willi bewarb und aufgenommen wurde. „Ein unglaublich großes Glück und ein Studium, das mich auch als Person verändert hat“, wie die Komponistin heute sagt. In diesem Studium konnte sie sich nun das notwendige Wissen und Werkzeug aneignen, um ihre Ideen zu Musik zu machen. 2015 schloss Gerda Poppa ihr Kompositionsstudium bei Prof. Herbert Willi mit Auszeichnung ab und das Komponieren nimmt seither immer mehr Raum ein.

„Das Komponieren hat für mich eine ausgleichende Wirkung. Wenn ich zu wenig Zeit zum Komponieren habe, werde ich unruhig.“

Gerda Poppas Kompositionen entstehen für verschiedenste Besetzungen, Thematik, Schwierigkeitsgrade und Längen. Die verwendeten Stilmittel orientieren sich am Thema des Stücks, der Besetzung, der gewünschten Aussage und auch an der Inspirationsquelle. Kompositionsaufträge bekam Gerda Poppa unter anderem vom Wiener Concert-Verein, dem Ensemble Plus, dem SOV und dem Schallwende-Festival für Neue Musik. Ihre Werke werden in Österreich, aber auch in Luxemburg, Italien, Süddeutschland, England und der Schweiz aufgeführt.

Gerda Poppa konnte sich mittlerweile schon viele Träume erfüllen. Eines ihrer Wunschprojekte, ein großes Oratorium für Chor, Solisten und Orchester, wird bald schon realisiert: „OmegAlpha“ wird am 17. März 2024 in der Basilika in Rankweil vom Kammerchor Feldkirch unter der Leitung von Benjamin Lack uraufgeführt. Ein Traum für die Zukunft, so Gerda Poppa, wäre eine Opernkomposition…

Da kann man richtig aus dem Vollen schöpfen“

Wenn es um Kompositionen für die Stimme geht, kommt Gerda ins Schwärmen: „Es gibt so viele Gestaltungsmöglichkeiten der menschlichen Stimme.“ Wie experimentell und gewitzt Gerda Poppa für Chöre schreibt, durfte auch der Landeskinderchor S!NGA letztes Jahr mit der Uraufführung „Schutzengel mein“ hautnah miterleben. Ein weiterer Grund, warum Gerda Poppa so gerne für die Stimme schreibt, ist der Text. Es fasziniere sie, was ein Text auslöst und wie er schon Musik vorgeben kann, die die Komponistin dann in eine Form bringt.

Gerda Poppa arbeitet auch sehr gerne mit jungen Kulturschaffenden aus der Region zusammen. So hat sie schon für die jungen Künstler*innen Hanna Bachmann, Martin Summer und auch Veronika Dünser Auftragskompositionen geschrieben und ihr erster Liederzyklus „Erdenschönheit“ wurde am 5. November in Bergamo uraufgeführt. Gerda wird nicht müde, ihr Feld immer mehr zu erweitern – sie nimmt Schlagzeugunterricht bei Simon Flatz, sie macht Werkanalysen und erarbeitet sich stilistisches Wissen.

Sie erachte es als Privileg, komponieren zu können, erzählt Gerda Poppa. Dies sei nur durch die große Unterstützung, die sie von ihrem Mann Heinz und ihren beiden Kindern erfährt, möglich.

Wenn sie von den Projekten erzählt, die gerade realisiert werden und in den kommenden Jahren uraufgeführt werden, bekommt die Komponistin leuchtende Augen. Ich frage sie zum Abschluss, wie sie das alles geschafft hat:

„Man darf sich nicht von Gegebenheiten oder einem schwierigen Umfeld drausbringen lassen und man muss für das Komponieren brennen…“

Weitere Informationen zur Komponistin und eine Werkliste von Gerda Poppa unter: www.mudok.at/Komponisten/GerdaPoppa